`Natur im Garten´ (kurz NiG) setzt sich ein für torffreies Gärtnern, für ein Gärtnern ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz und ohne chemisch- synthetischen Dünger. NiG fördert mehr Natur im Garten.

Im Wesentlichen also das, was wir die Gartenfreunde auch machen...oder zumindest machen sollten. Es ist leider bei vielen in Vergessenheit geraten wie man richtig düngt, damit auch gesundes Gemüse produziert wird.

Und daß man mit aggressiven Pflanzenschutzmitteln  den Boden- die Grundlage unseres Wirkens-  nachhaltig auf Jahre hinaus zerstört wird gerne ignoriert, wenn ein Schädling dabei ist die Ernte zu vernichten.

NiG setzt sich also ein für mehr Natur im Garten. Das ist nun ein Aspekt, der  sich in den Kleingärten der Gartenfreunde nur ein Stück weit umsetzen läßt, will man nicht mit dem Bundeskleingartengesetz (und es ist halt nun mal Gesetz(!) in  Konflikt geraten. Alle Gärten sind Kultur, denn hier greift der Mensch formend und ordnend in die Natur ein, eben weil er nicht alles der Natur überlassen kann. Mehr als irgendwo sonst trifft das auf unsere Kleingartenparzellen zu auf denen Nahrungsmittel produziert werden.  Die Natur in unseren Breiten wäre großflächig Wald und somit kein Platz für sonnenhungriges Gemüse und Obst.

Hier ist also sorgfältig abzuwägen, welches und wieviel Wildes in der Parzelle Einzug halten darf, denn so manches Kraut oder Gehölz ist z.B. Zwischenwirt für eine Gemüsekrankheit oder einen Schädling. Das ist die hohe Schule des Gärtners. Der Hochseilakt zwischen Natur und Kultur. Es heißt schließlich "mehr" Natur und nicht "nur" Natur im Garten. Ein Stück Land der Natur zu überlassen ist keine Kunst. Es ist allerdings auch keine große Kunst alles auszuputzen, einzuzirkeln und in Form zu schnippeln.Mit dem Beitritt zu NiG zeigen wir, daß wir Kleingärtner beides können. Wir geben der Bewegung zu "Naturgemäße gärtner- umweltbewußt leben" neuen Schwung.

Seit 1.September 2023 begutachten Zertifizierer auf Anfrage der Gartenbesitzer die Gärten nach einem festen Kriterienkatalog und sofern ein Garten die Kriterien von NiG erfüllt, zeichnen sie ihm mit einer wertvollen Email-Plakette aus.  Sie kann z.B. an der Laube festgeschraubt werden. Der Pächter oder auch der Garteneigentümer - zu uns gehören ja auch Siedler und Eigenheimer mit ihren eigenen Gärten- erhält außerdem eine Urkunde, die ihn als verantwortungsvollen Gärtner auszeichnet, der soweit wie möglich Mensch, Tier, Natur und Umwelt schützt. Eben wie es das Motto der Gartenfreunde ausdrückt: Naturgemäß gärtner, umweltbewußt leben.

Wer seinen Garten zertifizieren lassen möchte meldet sich mit einer kurzen Mail . Einfach den Button anklicken für mehr Info. 

Natur im Kleingarten

   Ein Beitrag von Harald Schäfer, Fachberater des  Landesverbandes der Gartenfreunde Baden-Württemberg

 

Bei Telefonaten über „Problemgärten“ wird von den betroffenen Pächterinnen und Pächtern nicht selten versucht, offensichtliche Pflegerückstände als „naturnahe Gartenbewirtschaftung“ zu beschönigen.

Andererseits müssen wir aber auch ab und zu Obleuten und Vorständen erklären, dass es kein Zeichen von nachlässiger Pflege ist, wenn Lavendel, Spornblume, Persischer Ehrenpreis oder andere „Fugenpflanzen“ zwischen den Betonplatten der Wege sprießen oder wenn der Rasen aus mehr Löwenzahn, Weißklee, Ehrenpreis, Gundermann und Gänseblümchen besteht als aus Gräsern.

Scheinbar bestätigt wird das Zerrbild von überpeniblen Vorständen durch einschlägige Internet-Beiträge wie diesen, in dem der Vorstand mit einem Heckenhöhen-Winkelmaß die Hecken entlang der Wege abschreitet – fehlt nur noch die Wasserwaage zur Kontrolle des - im übrigen unfachgerechten – vertikalen Schnittes der Seitenflächen…

 

Ab dem 01.01.2023 ist der Landesverband Mitglied bei Natur im Garten Deutschland e.V. und damit berechtigt, Naturgärten zu zertifizieren und mit einer Plakette auszuzeichnen.

Dies sei zum Anlass für ein eingehenderes Betrachten zur Vereinbarkeit von Natur- und Kleingarten genommen:

Wie eingangs festgestellt, ist ein Naturgarten kein Garten, der der Natur zur alleinigen weiteren Nutzung überlassen wird, sondern ein Garten, der

a)  nach dem Vorbild der Natur gepflegt wird und der sich

b)  durch eine zielgerichtete Förderung der Biodiversität auszeichnet, also durch geeignete „zusätzliche Einrichtungen“ möglichst vielen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bietet.

 

Naturnahe Gärten erfordern folglich eine wohlüberlegte, auf den äußeren Rahmenbedingungen (Bodenart und Nährstoffreserven, Lokalklima, vorhandene Lebensräume in der Umgebung, etc.) aufbauende Gartengestaltung z.B. mit Lesestein- oder/und Totholzhaufen, Trockenmauern, Sandarium (offene Sandfläche für bodenbrütende Wildbienen), Wasserstelle, fachlich richtig ausgeführte Wildbienenhotels und Nistmöglichkeiten für andere Tiere, sowie eine durchdachte Pflanzenauswahl: Insektenfreundliche Pflanzen idealerweise so kombiniert, dass ein durchgängiges Nektar- und Pollenangebot von Spätwinter bis Spätherbst gegeben ist, Wildobstgehölze und – ganz wichtig – die Wahl robuster, wenig schädlingsanfälliger Sorten bei Gemüse und Obst.

 

Über allem aber steht die Einhaltung der „Kleingärtnerischen Nutzung“, d.h. mindestens 1/3 der Parzellenfläche muss (!) für den Anbau von Gemüse und Obst genutzt werden, wobei mindestens 1/6 der Parzellenfläche als Gemüsebeete anzulegen sind – idealerweise als Mischkulturen. Diese „Drittelnutzung“ ist auch in einem Naturgarten zwingend einzuhalten!

 

Auch – und ganz besonders für einen Naturgarten gilt: Wenn schon auffallen, dann bitte positiv – sprich: Der optische Eindruck sollte nicht vergessen werden.

Es macht nämlich schon einen großen Unterschied, ob ein Totholzhaufen so aussieht, als ob er nur auf den Häcksler wartet oder ob er geordnet geschichtet am richtigen Platz – also eher im Hintergrund - als gewollt wirkt - und zur „Krönung“ noch von einer Kletterpflanze umschmeichelt wird.

Auch ein Lesesteinhaufen muss nicht so aussehen wie von der Ladefläche gekippt, sondern kann durch „handwerkliches“ Aufschichten und lockeres (!) Bepflanzen mit geeigneter „Fugenvegetation“ zu einem Hingucker werden.

Dickere Totholzäste, Stammabschnitte oder bizarre Wurzelstöcke können in naturnahe Staudenrabatten integriert werden – je durchdachter und ansprechender ein solcher Naturgarten gestaltet ist, desto mehr Werbung macht er für die gute Sache!

Daher sollten wirkliche „Naturgärtner/innen“ großen Wert auf einen optisch positiven Eindruck ihrer Parzelle legen, denn auch hier sagt ein schönes Bild mehr als hundert einen unschönen Eindruck zu retten versuchende Worte.

 

Während sich im Frühling und Sommer Naturgärten meist nicht allzustark von den sie umgebenden „konventionell bewirtschafteten“ Gärten abstechen, bieten sie im Spätherbst und über den Winter durchaus Diskussionsstoff, denn der „Generalrückschnitt“ findet aus guten – auch gartenfachlichen! - Gründen erst im Frühjahr kurz vor dem Neuaustrieb statt. Interessanterweise finden wohl alle Menschen bei einem winterlichen Morgenspaziergang in der Sonne glitzernde frostbereifte Samenstände schön – aber nur in der freien Natur…

Hier muss von uns Naturgärtnerinnen und –gärtnern noch ein bisschen Überzeugungsarbeit geleistet werden.

 

Wer schon einmal beim Kleingartenwettbewerb mitgemacht hat, kennt auch unseren Kriterienkatalog, bei dem die naturgemäße Gartenbewirtschaftung schon bisher einen erheblichen Teil der Bewertungspunkte umfasst, d.h. sie war und ist auch zukünftig die Voraussetzung für eine gute Platzierung der Anlage.

Werden dazu noch die – eigentlich selbstverständlichen – von Natur im Garten geforderten zentralen Voraussetzungen erfüllt – keine Verwendung von Torf sowie chemisch-synthetischer Pflanzenschutz- und Düngemittel – steht einer Auszeichnung als „Naturgarten“ nichts mehr im Wege.

 

Wir vom Landesverband freuen uns darauf, dass jetzt in ganz Baden-Württemberg die Zahl der zertifizierten Naturgärten kräftig steigt und wir zusammen mit Ihnen unseren Rückstand gegenüber anderen Bundesländern aufholen können.

 

Harald Schäfer

Fachberatung des Landesverbandes der Gartenfreunde Baden-Württemberg e.V.